… meine Eindrücke vom „The Best of the North West Sale 2024“
Mann, Mann, Mann, was war das für eine tolle Veranstaltung! Ich hatte noch das gesamte Wochenende über ein wohliges und rundrum zufriedenes Gefühl im Bauch. Und damit stehe ich wohl nicht allein da. Es hat bei vielen Züchtern nachgekribbelt. An diesem Abend hat aber auch wirklich alles gestimmt, mal abgesehen von der Tatsache, dass ich die Tochter von LOH TJ Armani ALESJJA dann doch nicht gekauft habe – aber das ist ein anderes Thema.
Mega-Wetter
Gut, was war das für ein Tag, was war das für ein Wetter. Also wirklich, ein Top-Ausflugswetter. Da gab es für viele Züchterfreunde kein Halten mehr, ab gings zu den Lohmöllers nach Listrup im Emsland. Der Auktionskatalog lockte aber auch wirklich. Top-Holsteins, Färsen, Rinder und Jungrinder, Mann, Mann, Mann, richtig großes Kino. Nach und nach trudelten Fans und Züchter der Rasse Holstein ein, es sollen so etwa 1.000 Besucher gewesen sein, hörte ich. Aber entscheidend war nicht, wie VIELE LEUTE kamen. Viel wichtiger war, dass die „RICHTIGEN LEUTE“ kommen und :-) doooooch, das war wohl so, und noch besser, es waren VIELE RICHTIGE LEUTE vor Ort. Schönen Dank an dieser Stelle für die coolen Streckenposten und die netten und hilfsbereiten Holländer, die mir beim Einparken einen guten Tipp gaben, nachdem sie gut gelaunt und angeheitert aus ihrem Auto gepurzelt waren.
Stars auf grünem Gras
Dann kam der nächste Flash! Der Weg vom waldigen Parkplatz zum Veranstaltungsort führte an der Hausweide der Lohmöllers vorbei, mein Gott, was für ein schönes Bild! Der Mega-Himmel, das kräftige, grüne Gras, auf dem einige Kühe friedvoll grasten. Aber Leute, das waren nicht irgendwelche Kühe, das waren echte Knaller! Schaudiven, teils mit Lebensleistungen oberhalb der 100.000kg-Grenze, Topeinstufungen, wahre Eckpunkte der deutschen Holsteinzucht – Tiere, vor denen man den Hut zieht. Und das Coole dabei war, dass diese Kühe auch im Arbeitsdress ohne offensichtliches Show-TüTü echt strahlten. Was waren das für Kühe. Also fix hin ZUR Weide, und dann mit einer gewissen Ehrfurcht AUF die Weide. Wahnsinn! Das war schon etwas sehr besonderes. Damen, die in Würde gereift sind und in ihrer Natürlichkeit blühen, Wesen, denen man mit Hochachtung begegnet. Echt „DER HAMMER“!
Ablenkungen
Jo, und dann stehst Du da und denkst, Du bist im Auenland … oder im Schlaraffenland … oder etwa schon im Paradies? Du fängst an, ein paar Bilder zu machen und Dir wird kribbelig, weil Du weißt, dass so eine Gelegenheit nie wieder kommen wird. Und dann bist Du gerade bei einer Kuh und willst sie in ihrer Ruhe ablichten. Und schon wandelt die nächste Dame durchs hohe Grün und lenkt Dich wieder ab. Soooo kann man nicht arbeiten :-) :-) :-). Was für ein Glück, dieses Unglück zu fühlen! Und Du ärgerst Dich innerlich, dass Du nicht schon vier Stunden früher da gewesen bist, um diesen Moment noch etwas länger und dann auch etwas professioneller zu erleben.
„Ich will ein Kind von Dir!“
Die Kühe selbst waren mega entspannt. Unbeeindruckt von den menschlichen Weidegästen zogen die Damen gemütlich ihre Runden, keine Unruhe, ausgesprochen freundlich und vornehm zugewandt, das hatte in der Tat etwas von Paradies. Ich könnte Euch jetzt ein komplettes Essay über meine Gefühle auf der Weide abliefern, aber lassen wir es dabei, dass es durchaus eine oder auch zwei Tränen der Rührung und Freude gab, nichts für schwache Nerven :-) . Und dann schlenderte auch noch ALESJJA einfach mal so zu mir. Zum Glück war Cord Hormann in der Nähe, danke für das Bild! Und dann stand ich so da mit dieser ALESJJA und dachte nur: „Ich will ein Kind von Dir“!
Kuhbegeisterung
Okay, okay, okay, bleiben wir sachlich. Ich bin dann zunächst allein über das Hofgelände gegangen und da merkst Du schon, dass da ganz viel Liebe im Spiel sein muss. Nette Leute, fröhlich, aber bescheiden, gastfreundlich, mit ganz viel Herz und ebenso viel Kuhverstand, super! Du gehst durch die Stallungen und Du merkst, dass die Lohmöllers oft so denken wie Kühe. Ansonsten könnte man keinen Platz wie diesen zaubern, an dem sich Kuh und Mensch so richtig wohlfühlen. Und was für ein Glück muss es sein, wenn man als kuhbegeisterter Vater mit einem Schwung ebenso kuhbegeisterter Kinder gemeinsam so etwas aufbauen und entwickeln darf. Das ist schon ein Geschenk!
Gemeinschaftsprojekt
Übrigens, der Sale „The Best of the Northwest“ ist ein Gemeinschaftsprojekt, das von den Lohmöllers gemeinsam mit Henrik Wille (Future Genetics, Essen/Oldenburg) und von Höven Holsteins („The Melbaum Family“) umgesetzt wurde. Den drei Züchteradressen ist da etwas richtig Gutes gelungen. Auf dem Hofgelände Würstchenbuden und Bierstände, Sitzgelegenheiten und überall Platz und Plätze, auf denen man sich gut unterhalten konnte. Ich besuche Schauen und Sales ja nicht nur, um Kühe zu gucken und eventuell auch mal zu bieten. Ich will mit Leuten aus der Szene schnacken, und da haben sich in den letzten knapp 30 Jahren schon viele Kontakte entwickelt. Und in Emsbüren passte es nicht nur menschlich, sondern auch wetter- und raumtechnisch. Leider verging die Zeit viel zu schnell, um mit allen zu reden. Und da wurde auch die Zeit für das Fotographieren knapp.
Für die Enkelin
Aber dafür gab es reichlich Gelegenheiten für „Bilder im Kopf“. Ich denke da an die vielen Leute, die sich die Verkaufstiere in den Stallgassen anschauen und kalkulieren. Ich denke an das Ehepaar, die ihre Herde um ein ganz besonderes Tier ergänzen wollen. Und ich denke an die beiden Großväter, die ihren Enkeln bzw. Enkelinnen ein schönes Rind für die Jungzüchterkarriere spendieren wollen. Und natürlich denke ich auch an die spontan gebildeten Syndikate, die heute mal das Geld zusammenlegen, „Fünfe gerade sein lassen“ und gemeinsam auf ein tolles Rind bieten möchten. Da ist so viel Emotion in der Hütte, irre! Und dann sind da auch die Leute, die sich einfach nur freuen, dass es unterm Dach knistert!
Etwas ganz Besonderes
Wie gesagt, es war genügend Platz in den Gassen, um auch direkt am Tier zu schnacken. So etwas ist wirklich angenehm, wenn man gerade dabei ist, sich für so einen Kauf zu entscheiden. Da geht es schließlich um viel Geld und es ist ja auch eine emotionale Angelegenheit. Und zwischen den Stallungen gab es ja Wurst und Bier, um den Entscheidungen die richtige kulinarische Note zu geben. Und dort triffst Du auch immer Bekannte, mit denen Du schon lang wieder mal reden wolltest. Ich finde diese Gemeinschaft total spannend. Denn letztlich kennen sich die meisten von uns ja ausschließlich von den Shows und Sales. Wir haben ein gemeinsames Thema, für das sich sonst kaum jemand interessiert. Nun gut, es gibt durchaus Menschen, die sich für Kühe interessieren. Aber diese Gruppe dünnt sich dann doch schnell aus, wenn es um den alten Goldwyn, die Strichplatzierung oder schweizer Zuchtwerte geht. Sicherlich gibt es in der Holsteinszene auch Menschen, bei man nicht unbedingt zum Nachbarn haben möchte. Aber … „an Tagen wie diesen“ zählt die Kuh und sonst kaum etwas. Es ist schon etwas ganz Besonderes, was wir da gemeinsam erleben dürfen. Vielleicht sollten wir uns dessen noch mehr bewusst werden und dankbar sein. Wir haben das gut in diesen Momenten und das ist gut so. Amen!
Endlich die Auktion!
Gut, dann ging es los mit der Auktion. Hütte voll, Stimmung Bombe, alles richtig gut! Die Verkaufstiere waren tippitoppi auf den Punkt gebracht, letzte Feinheiten wurden noch wenige Sekunden vor dem großen Auftritt auf der Auktionsbühne erledigt. Ein Riesendankeschön an die Fitter und Präsentatoren, tolle Arbeit und echt viel Körpereinsatz. Jetzt ist mir auch klar, weshalb so viele Menschen rund um das Rinderschau-Geschehen so gut durchtrainiert sind. Die Muskeln kommen doch zwangsläufig, wenn schon Wochen vor der Veranstaltung Rindviecher bürstet und wäscht, da muss man nicht mehr in die Muckibude!
Gute Preise, alles verkauft!
Der Sale selbst flutschte, es wurde gern und viel geboten. Alle Tier fanden einen Käufer, als Durchschnittspreis wurden 4351 Euro genannt, das ist doch schon mal was. Mich hat gefreut, dass das Geld nicht nur bei den älteren Semester locker in der Tasche war. Auch viele Jüngere waren am Start steigerten mit. Der Nachwuchs schläft nicht, das macht Mut! Neben mir stand unter anderem ein Schwung von Frischlingen aus Schüttorf, auch da ging der Arm mal hoch. Gut, die Tochter von ALESJJA hatte die Startnummer 8 und die ging für 7.200 Euro über den Tisch. Ich war doch etwas zu abgelenkt, weil irgendwo halt immer etwas anderes aufflackerte. Außerdem hatte mein Handy kein Netz, um letzte Dinge mit meinem Management zu klären :-). So bin ich dann irgendwann wieder in die Stallungen gegangen, zwischendrin Würstchen und Cola.
Nochmals Tränendrüse
Und dann stehst Du einfach so da, und suchst nach einem Mülleimer für die versenfte Wurstpappe. Und dann stupst Dich ein Züchter an und umarmt Dich mit den Worten „Schön, dass Du lebst“. Gulp, so etwas passiert einem auch nicht jeden Tag und berührt einen dann doch etwas unvermittelt. Gut, der Mann war schon leicht bis mittelprächtig angeheitert und ich nenne jetzt mal keinen Namen. Aber das könnte ein guter abschließender Gedanke sein: Wir sollten alle froh sein, dass wir leben und auch, dass wir ein Stück dieses Lebens zusammen gehen. Und seien es nur einige Kilometer, die wir gemeinsam in Stallungen, in Schauarenen und auf Weiden gemeinsam gehen. Es sind sicherlich nicht die meisten Kilometer, aber bestimmt nicht die schlechtesten. Von daher wünsche ich uns allen noch viele gemeinsame Jahre und so tolle Momente wie auf diesem „The Best of the North West“ - SALE.
Uwe
(cattle)
PS: … und über eine Tochter von ALESJJA reden wir noch mal, liebe Lohmöllers!