MoinMoin!
Nun melde ich mich doch recht verspätet und schreibe etwas über die German Dairy Show. Ich glaube, es ist gut, dass ich meine Eindrücke erstmal etwas in Ruhe verarbeiten konnte. Manchmal ist es wirklich besser, erst dann zu reden bzw. zu schreiben, wenn sich die Dinge gesetzt haben. Über den Verlauf der Schau werdet Ihr viel gelesen haben, sicherlich auch über die Siegerinnen usw.
Na, aber fangen wir mal an. Grundsätzlich habe ich mich sehr auf die Show gefreut und bin trotz einiger kleiner Fragezeichen zufrieden nach Hause gefahren. Ich habe die Organisation zumeist gut und sehr menschen- und servicieorientiert empfunden. Das war wirklich erfreulich und erleichterte das Arbeiten. Und da sollte man auch schon gleich zu Beginn allen Beteiligten, Organisatoren, Durchführern bis hin zum nächtlichen Tierbetreuer danken, das war gute Arbeit und Ihr habt vielen Leuten eine echte Freude bereitet. Ich fand das richtig gut!
Nun aber mal konkreter.
1) Ich hatte von einer German Dairy Show erwartet, dass ich auch eine größere Anzahl von Tieren anderer Rassen als den Holsteins und Red Holsteins erhofft. Dies war leider nicht der Fall. Gut, es waren schon eine Reihe von wirklichen Eyecatchern und Top-Tieren der Rassen Fleckvieh, Brown Swiss, Jersey, Rotvieh … da, aber für eine German Dairy Show war das für meinen Geschmack nicht genug. Da hätte ich gerne mehr gesehen, die Rassen haben viel zu bieten. Natürlich ist es eine Herausforderung, noch mehr Tiere (... und noch mehr Menschen und Verantwortliche ...) unter einen Hut zu bekommen, aber das war mir zu wenig.
2) Die Tiere – quer über alle Rassen – waren sehr eindrucksvoll. Mein Gott, ganz tolle Kollektionen quer durch alle Rassen und Klassen, absoluter Wahnsinn! Selbst die Färsenklassen, die mich sonst nicht so besonders interessieren, waren abso-abso-absolut super! Und das betrifft nicht nur die Tiere an sich, auch die Vorbereitung, wow, auf den Punkt, große Klasse, richtig toll präsentiert, da muss Papa schon fast mal eine Träne fließen lassen ;-).
3) Für mich ganz wichtig ist das besondere Augenmerk auf den Bereich Tierwohl. Wir können bestimmt darüber diskutieren, ob es Sinn macht, Kühe mit zu vollen Eutern in den Ring zu führen. Und auch über die Frage, was "zu voll" eigentlich überhaupt ist. Aber da waren ja gute Veterinäre mit Kuhverstand, die eine intensive Einlasskontrolle vornahmen. Letztlich ließen sich die Euter aber auch weniger voll präsentieren und das ist gut so. Die meisten der befragten Züchter und Show-Fans haben keine Lust mehr auf übervolle Euter. Und auch in der nichtlandwirtschaftlichen Öffentlichkeit stößt so etwas auf wenig Gegenliebe. Von daher: Well done, very well done!
4) Zu wenig Besucher … ja, das ist das Problem, mit dem sich auch andere Schauen zu beschäftigen haben. Ich glaube aber, dass mehr Leute gekommen wären, wenn der Termin anders gelegt worden wäre.
4a) Ende Juni gibt es Arbeit auf den Weiden und Feldern, vielleicht wäre da ein Termin im Herbst sinnvoller. Aber vielleicht hatte da keiner Zeit oder es gab keine freie Halle oder, oder, oder ...
4b) Zudem war da die Schau in Zwolle, die gerade für die Holländer ein ganz wichtiger Termin ist. Aus diesem Grund waren die aktiven Teilnehmer von Zwolle mit ihren Vorbereitungen in den Hallen in Zwolle beschäftigt. Und auch die Besucher mussten sich entscheiden: Zwolle oder Oldenburg. Und das hat dem Erfolg der Schau geschadet, auf einer Veranstaltung wie einer German Dairy Show will ich mit nationalen und internationalen Züchterkollegen sprechen. Wenn das nicht gegeben ist, dann sinkt das Interesse und dann sinkt die Zahl der Besucher noch weiter.
4c) Wenn ich König wäre, dann würde ich mal gucken, ob man sich nicht mit den Holländern zusammentut und plant. Ein gemeinsames Event über mehrere Tage „zwei Tage Oldenburg, zwei Tage Zwolle, vielleicht noch einen Tag Belgien und dann noch einige Touren, die von Sponsoren unterstützt werden“ wäre schon eine Herausforderung, letztlich aber doch etwas, mit dem man das ganz große internationale Interesse wecken könnte und zudem auch noch die hiesigen Züchter sammeln könnte. Schon ein Projekt, aber … es wäre geil, wenn es denn klappte.
4d) Zudem soll es parallel zur Schau noch andere Veranstaltungen gegeben haben, die für Milchviehhalter interessant waren … Grünlandtag oder so.
5) Letztlich gab es sicher noch einige andere Punkte, über die man nach der Schau hätte quängeln können. Aber das sind für meinen Geschmack Punkte, die man mal auf einen Zettel schreibt und den Organisatoren unauffällig auf den Schreibtisch legt.
Wir haben eine tolle Schau gesehen, für die man sich nur bedanken kann. Leider fehlte noch etwas Schwung, aber Leute, für das erste Mal war es doch gut. Vielleicht hilft es ja auch, wenn die Verbände noch konstruktiver zusammenarbeiten und wenn man sich vielleicht noch etwas mehr traut.
Uwe
(cattle)