MoinMoin!
Ich blättere gerade in der Ausgabe September 2020 der agrarheute herum. Irgendwie hatte ich bisher nur in dem dazugehörigen Primus Rind gelesen, aber nun habe ich auch Zeit für den dort abgedruckten Artikel "Das Drama am Kälbermarkt".
Machen wir uns nichts vor, die Märkte für den Absatz von (männlichen) Holsteinkälbern ist schon seit einigen Jahren recht dürftig (es gibt treffendere Begriffe, um den Sachverhalt zu umschreiben, aber ich will ja artig bleiben). Und spätestens seit Corona ist die Lage noch "dürftiger". Aber wie gesagt, Corona zeigt uns nur, dass die Märkte für Holsteinkälber schon länger nur noch auf wackeligen Beinen gestanden haben.
Auf der Nachfrageseite befinden sich die Kälbermäster, die aufgrund einer sinkenden Nachfrage nach Kalbfleisch weniger Tiere aufstallen. Und Bullenmäster? Na, die schauen oft eher nach Kreuzungstieren, wenn der Preis so einigermaßen passt. An diesen Schrauben werden die Landwirte kaum drehen können, um die Nachfrage zu erhöhen. Umgekehrt sind Landwirte aber durchaus in der Lage, die Nachfrage nach Kalbfleisch noch weiter sinken zu lassen, indem schwarze Schafe unter den Mästern den Medien "Futter für Skandalberichte" liefern. Oder ein verstärkter Absatz von Kalbfleisch in Länder außerhalb es EU-Raums? Gibt es da Möglichkeiten bzw. Märkte mit Potential?
Auf der Angebotsseite nimmt das Kälberangebot insgesamt ab, weil einfach die Zahl der Milchkühe abnimmt. Zudem gilt die Devise "jedes Jahr ein Kalb" zunehmend als veraltet. Die Milchleistung vieler Kühe ist so hoch, dass es schon eine Kunst ist, Tiere mit hohen Tagesgemelken entlang der 305-Tage-Linie schon trocken zu stellen. Da macht es doch Sinn, sich auf eine Zwischenkalbezeit von 400 oder 430 Tagen einzustellen. Auch das senkt das Angebot an Kälbern. Konkret weniger männliche Holsteinkälber gibt es zum einen auch aufgrund des verstärkten Einsatz von gesextem Sperma (wobei das wiederum die Zahl weiblicher HF-Kälber erhöht). Weiterhin können Milchviehhalter auf die Veränderungen am Markt reagieren, indem sie (gesext männliches) Sperma von Fleischrassen einsetzen und dadurch ein Produkt erzeugen, welches am Markt stärker gefragt und oftmals auch besser bezahlt wird.
Habt Ihr andere Ideen im Kopf, wie man die Probleme auf den Märkten für männliche Holsteinkälber lösen kann? Wäre es denkbar, die Zwischenkalbezeit noch weiter auszudehnen? BST ist hierzulande ja nicht erlaubt, soweit ich weiß. Und ich glaube auch, dass hiesige Verbraucher dies nicht akeptieren würden. Gleiches gilt für diese üble Herodesprämie, die in den 70er Jahren (?) erdacht und praktiziert wurde. Gäbe es züchterisch Möglichkeiten, Kühe darauf zu selektieren, dass sie eine lange und stabile Laktation bieten?
Was kann man tun? Welche Ideen habt Ihr?
Uwe
(cattle)