MoinMoin!
Ich gehe mal davon aus, dass Euch dieses Thema interessiert.
Viel Spaß beim Lesen!
Uwe
Energiemangel und Ketose - Unsichtbare Belastungen für Tiergesundheit und Geldbeutel
Transitphase im Fokus!
Die Futteraufnahme von Transitkühen ist in den Wochen kurz vor und nach der Kalbung oftmals gering. Die Tiere benötigen in dieser Phase mehr Energie, als sie über das Futter aufnehmen können. Aus diesem Grund mobilisiert das Tier seine Körperfettreserven. Die Leber baut die Fette so um, dass sie für Energieverbraucher wie den Fötus, die Milchbildung, oder auch die Muskeln genutzt werden können. Dabei verliert die Kuh an Körpergewicht. Praktiker sollten darauf achten, dass die Kühe in den Wochen vor und nach der Kalbung maximal 0,5 bis 0,75 BCS-Punkte verlieren. Dies entspricht einen Gewicht von 30 bis 40 kg.
Abbildung 1: Blau schraffiert dargestellt: negative Energiebilanz.
Quelle: AHV Deutschland
40% aller Frischmelker betroffen!
Wird das Energie-Tal zu tief oder dauert es zu lange an (>100 Tage), so magert die Kuh ab. Zudem wird die Leber stark belastet. Der Energiemangel wird krankhaft und führt zu einer (sub-)klinischen Ketose. Ein Teufelskreis beginnt, wenn der Appetit der erkrankten Kuh weiter sinkt und so auch die Futteraufnahme und die Pansenaktivität weiter abfallen !
Subklinische Varianten sind wesentlich häufiger als die sichtbaren – klinischen – Varianten. Etwa 40% aller Frischmelker leiden an einer subklinischen Ketose. Insofern könnten Ketosen schon fast als Volkskrankheit im Kuhstall bezeichnet werden. Demgegenüber ist die Ketose bei lediglich 5% der Kühe klinisch und damit wahrnehmbar!
Eine Vielzahl von Belastungen
Kühe sind in den Wochen vor und nach der Kalbung vielfältigen Belastungen ausgesetzt. Der Stoffwechsel und das Immunsystem sind durch Geschehnisse wie das unvermittelte Ansteigen der Milchbildung, das Ausstoßen der Nachgeburt, die Rückbildung der Gebärmutter oder mögliche Entzündungsprozesse besonders gefährdet. Es ist aber nicht nur die Energie, die den Tieren fehlt. Auch der Bedarf an Calcium, Magnesium und Phosphor wird oft nicht gedeckt. Dies kann zu klinischem Milchfieber und Festliegen führen. Fehlendes Magnesium behindert die Aufnahme von Calcium zusätzlich und beeinträchtigt die Muskelfunktion. Mehr als die Hälfte aller Mehrkalbskühe leiden im Kalbezeitraum unter einem Mangel an Blutcalcium. Dies wird als subklinisches Milchfieber bezeichnet. Klinisches, also sichtbares Milchfieber haben 6 bis 7% der Kühe klinisch.
Abbildung 2: Das Risiko für (sub-)klinisches Milchfieber steigt mit jeder Laktation
Das geht ins Geld!
Die Behandlung einer Ketose ist teuer und kostet je nach der Schwere der Erkrankung zwischen 250 und 900 Euro. Die Gesamtkosten eines klinischem Milchfiebers werden auf etwa 630 Euro beziffert, subklinische Fälle schlagen mit etwa 110 Euro pro Fall zu Buche. Kalkuliert man, dass je klinischem Fall etwa fünf bis zehn subklinische Fälle im Stall schlummern, so wird die Tragweite der subklinischen Fälle deutlich. Denn oft sind die Gesamtkosten für subklinisches Milchfieber in den Betrieben höher als für die klinischen Fälle. Denn neben den Tierarztkosten, der Mehrarbeit und dem Milchverlust sind auch die Kosten für einen frühen Abgang und weitere Folgekrankheiten zu berücksichtigen:
Ketose: Milchfieber:
Zysten: 1,8fach Späte Metritis: 3,6fach
Mastitis: 5fach Mastitis: 2,0 bis 23fach
Labmagenverlagerung: 4fach Labmagenverlagerung: 3,4fach
Ketose: 2,1 bis 4,2fach
Vorbeugen hilft Kosten senken
Deshalb macht es Sinn, die Kühe bereits im Vorfeld der Kalbung effektiv auf diese körperzehrende Lebensphase vorzubereiten. Hierzu gibt es verschiedene Möglichkeiten. Sorgen Sie dafür, dass Ihre Kühe gut vorbereitet durch die Transitphase kommen. Hierfür bieten sich verschiedene Drenchprodukte, Boli, aber auch Flüssig- und Pastenpräparate an. Wichtig ist ein ganzheitlicher Ansatz!
Ketose und Milchfieber - Praktikable Ansätze!
Unterstützen Sie Ihre Kühe gegen Milchfieber nicht nur durch die Gabe von Calcium. Verlassen Sie sich lieber auf ein umfassendes und sinnvolles Maßnahmenpaket:
Stets auch Phosphor und Magnesium verabreichen.
Einen Tag vor dem Kalben fördert aktiviertes Vitamin D3 die Calciummobilisierung.
Direkt nach dem Kalben regt schnelle Energie den Stoffwechsel an.
(Geburts-)Schmerzen und Entzündungsprozesse mildern.
Zur Vorbeugung gegen Ketose sollten sich prophylaktische Maßnahmen nicht nur auf die Gabe von Energie beschränken. Stattdessen empfehlen sich folgende Ansätze:
Mehrmals messen, welche Kühe erhöhte Ketonkörper haben.
>1,0 = subakut langfristige Maßnahmen für Energiestoffwechsel
>1,8 = mittelschwere Fälle zusätzlich sofort schnell wirkende Maßnahmen
>2,4 = schwere Fälle sofort schnelle Maßnahmen, mehrmals täglich wiederholen
Aktivierung von Pansen und Futteraufnahme mittels Drenchen.
Die Unterstützung des Energiestoffwechsels in der Leber mit B-Vitaminen.
Schmerzen und Entzündungsprozesse mildern.
Fazit
Die Kosten stoffwechselbedingter Krankheiten in der Transitphase sind zu hoch, um diese als unvermeidbare Begleitumstände hinzunehmen. Zudem werden subklinische Verläufe häufig unterschätzt, weil sie nicht ins Auge fallen. Durch eine geeignete Vorbereitung und Begleitung der Kühe vor und während der Transitphase kann den Tieren wirksam geholfen werden.
Dr. Uwe Scheper
www.cattle.de