Leute, Leute ... !
Ich höre immer wieder seitens der Forschung und hier besonders der universitären Forschung, man werde in der Öffentlichkeit oder sogar der Fachöffentlichkeit nicht genügend berücksichtigt. Die Ergebnisse der Forschung würden nicht genügend gewürdigt, dabei wäre die Welt doch besser, wenn man mehr auf die Forschung achten würde. Es werden seitens einiger Universitäten sogar Leute angestellt und Projekte erörtert, wie man das neu erworbene Wissen aus den Fakultäten nach draußen bringen könnte, soweit so gut.
Lustig wird es aber durchaus, wenn man sich als Journalist aktiv darum bemüht, aktuelle Ergebnisse aus der Forschung zu sammeln und zu veröffentlichen. Es gibt da nämlich immer wieder zwei Seiten der Medallie. Deshalb, liebe PR-Leute aus dem Agrar- und dem universitären Bereich ... hier mal die Situation, die einem interessierten und aktiv nach Informationen suchenden Fachjournalisten bei der Arbeit begegnen kann:
a) "Der Forscher ist nicht da". Nein, er ist nicht da, vielleicht ja per mail erreichbar, ja, er ruft nur unregelmäßig ab, ja, hat viel zu tun, Telefonnummer? - Nein, das geht gar nicht. Blablabla, liebe Uni-Welt, so kommen wir nicht weiter. Das ist keine offene Bereitschaft für einen Dialog, für Präsentation, für Öffentlichkeit.
b) "Text nicht genehmigt": Um es klarzustellen, ich bin ein Freund davon, dass man Interviewpartner noch einmal gegenlesen lässt. Das verringert das Risiko von Missverständnissen, außerdem bin ich als Journalist, gerade als Fachjournalist, ausdrücklich daran interessiert, dass mein Netzwerk stabil und vertrauensvoll abläuft. Schwierig wird es dann aber, wenn das Gegenlesen in echten Haarspaltereien endet. Wie gesagt, ich bin sehr daran interessiert, sauber und seriös zu schreiben, und meist geht das auch gut, oft wird - das sind dann aber meistens Leute aus der Privatwirtschaft - ohne weiteres Gegenlesen abgenickt, ohne das es Probleme gab. Ich hatte in den letzten 25 Jahren zwei Fälle, in denen Pressebevollmächtigte aus dem universitären Umfeld so lange Haare spalteten, bis ich dort Schlussstriche setzen musste. Gut, ich hatte da vielleicht mal einen Tag Arbeit fehlinvestiert, aber letztlich hatte ich auch keine Lust mehr, diesen Leuten Öffentlichkeit zu geben. Vielleicht widerspricht dies journalistischen Tugenden, aber ... nein, das tut es nicht!
c) Ausgesprochen störend sind auch Kandidaten aus dem universitären Umfeld, die ihre Forschungsergebnisse zunächst vorstellen, dann aber bei journalistischen Nachfragen ganz fix zurückrudern. "Nein, Ergebnisse noch nicht stabil", "Vielleicht ja in drei Monaten", "PDF-Folien gebe ich nicht raus, weil die Zahlen vom Vortrag nicht mehr ganz stimmen" ... Leute, was wollt Ihr eigentlich!?
Gut, ich war lange auf der Uni, zwei Studiengänge und eine Promotion und weiß, dass man an der Uni unheimlich genau arbeitet. Und ich weiß auch, dass Veröffentlichungen immer mit den Chefs oder den Kollegen abgestimmt werden müssen. Und ich weiß auch, dass Forscher gelegentlich auch mal über Wochen auf anderen Kontinenten oder in irgendwelchen brandenburgischen Wäldern verschwunden sind. Aber ... tut mir einen Gefallen: Beschwert Euch nicht, wenn man nicht auf Euch hört. Denn letztlich signalisiert und dokumentiert Ihr mit diesem Informationsverhalten, dass Ihr nichts zu sagen habt! Schade!
Alles Gute
Uwe
(cattle)