MoinMoin!
Mitte Januar hat die Schauleitung der weltberühmten Rinderschau Swiss Expo nun doch mal richtig durchgegriffen. 26 Kühe durften nicht in den Schauring, Grund für die Roten Karten: Ödeme! Betrachtet man die einzelnen Rassen, so fällt auf, dass vor allem die Holsteinkühe betroffen waren. Folglich sind es vor allem die Vorführer, Fitter und Besitzer dieser Rasse, die Druck bekommen haben.
Bei der Rasse Simmental wurden 27 Kühe untersucht, ausgeschlossen wurde keine.
Bei der Rasse Swiss Fleckvieh wurden 36 Kühe untersucht, ausgeschlossen wurde keine.
Bei der Rasse Montbeliarde wurden 52 Kühe untersucht, ausgeschlossen wurden zwei.
Bei Original Braunvieh wurden 2 von 22 Kühen ausgeschlossen, bei Jersey 1 von 29, bei Brown Swiss keine von 21 Kühen, bei Red Holstein 3 von 87 Kühen und ... bei HOLSTEIN dann 18 von 184 Kühen.

Da kann man sicherlich geteilter Meinung sein, ob die Genfer hier einen guten Job gemacht haben ... für mich ist aber ganz klar: Jo, WELL DONE! Seit Jahren wird das Thema zu voller Euter diskutiert. Das Thema wird von den allgemeinen Medien aufgegriffen, zuletzt z.B. im Nachlauf der SCHAU DER BESTEN in 2018, wo ein gewiefter NDR-Reporter meinte, Informationen für seine Sendung zu bekommen. Es wird immer anstrengender, übervolle Euter im Schauring noch "nach außerhalb des Sektors" zu begründen. Und es ist nicht nur die mangelnde Akzeptanz der "Agrarlaien oder der Städter", um die es geht. Immer mehr Milchbauern selbst sehen keinen Sinn mehr darin, auf Schauen zu gehen, in denen die Euter übervoll sind.
Glücklicherweise haben die die hiesigen Schauausrichter den Ernst der Lage begriffen. Auf den letzten Schauen waren die Euter längst nicht mehr so voll wie noch vor einen Jahren, gut so! So können Schauen auch für die Alltagsmelker interessant bleiben oder auch wieder interessant werden. Immer wieder wurde dort aber auch gesagt, man müsse die Euter so weit füllen, denn sonst habe man bei internationalen Wettbewerben keine Chance mehr. Insofern ist es gut, dass die Idee weniger gefüllter Euter auch international umgesetzt wird ... und gut, dass die hiesigen Schauzüchter auf diesem Pfad eine Vorreiterrolle übernehmen.
Man kann ja denken, was man will, aber letztlich entziehen sich Schauleute und Schauorganisatoren selbst die Existenzberechtigung, wenn sie nicht auf den Zeitgeist achten. Irgendwann hat man die Kritiker am Hals oder im Schauring, dann kommt die Presse, dann kommen die ersten Schauverbote, schönen Dank! Dabei gibt es genügend Leute, die gerne zur Schau gehen würden, wenn alles weniger extrem und alltagsrelevanter wäre. Aber es sind ja selbst melkende Berufskollegen, die Abstand davon nehmen, eine Schau zu besuchen. Schade, schade, schade!
Uwe
(cattle)
Richtig so! Die Wirkung der übervollen Euter ist katastrophal; wenn trotz Zitzenversiegler die Milch tropft... Da erscheinen alle Disukussionen über Melkfrequenz und Zwischenmelkzeiten zur Entlastung des Eutergewebes auf einen Schlag unglaubwürdig.
Und das oft vorgebrachte Argument der Schauen als Darstellung der Zuchtarbeit; wie will man an einem Euter die Melkbarkeit beurteilen wenn die Striche so abstehen oder die Bewegung wenn die Kuh nur noch staksen kann?
Ich sehe es genau so. Wir stehen unter Beobachtung. Die ganze Branche. Und da machen die Schauen halt keine Ausnahme.